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Rapport annuel IFS ITMS IRMS 2016
Seit seiner Gründung im Jahr 1992 – vor 25 Jahren – hat sich das IFS stetig weiterentwickelt. Heute ist es als archäologisch-numismatisches Kompetenzzentrum etabliert und in der schweizerischen Archäologie gut verankert. Als Unternehmen der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) können wir unabhängig von kantonalen und universitären Strukturen agieren, dort aktiv werden, wo Bedarf besteht, und Kontakte ins Ausland pflegen. Viele ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das IFS aufgebaut und wie auch das heutige Team wesentlich mitgeprägt; Kommissionsmitglieder und externe Spezialisten unterstützen uns. Ihnen allen sei hier für ihr Engagement gedankt.
Im Jahr 2016 standen Hortfunde, zwei Buchvernissagen und internationale Kooperationen im Zentrum. Daneben prägten viele Facetten unseres Grundauftrages «Erschliessen – Dokumentieren – Publizieren – Vernetzen» den Alltag.
Christian Weiss verliess das IFS auf Ende Juni, um seine neue Stelle als Kurator des Münzkabinetts des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich anzutreten. Wir danken ihm für all seine Anregungen, die er insbesondere im Bereich der Datenbanken und der internationalen Vernetzung eingebracht hat, und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit in seiner neuen Funktion. Sein Pensum als Münzfundbearbeiter des Kantons Bern konnte nahtlos mit Jacqueline Lauper neu besetzt werden, einer Berner Archäologin im Master-Studium, mit der wir seit einigen Jahren zusammenarbeiten.
Die Kommission trat zwei Mal für die laufenden Geschäfte zusammen, weiteres wurde auf dem Zirkularweg erledigt. Der Kommissionspräsident Markus Peter informierte sich zudem regelmässig über die laufenden Arbeiten. Auf Ende 2016 beendeten vier Kommissionsmitglieder ihr Mandat: Die beiden letzten Gründungsmitglieder des Jahres 1989, Dr. Anne Geiser, Lausanne, und Prof. Dr. Werner E. Stöckli, Bern, sowie Dr. François Wiblé, Martigny, und Urs Clavadetscher, Chur, in der Kommission seit 1993 bzw. 2003. Wir danken ihnen sehr für ihren langjährigen, engagierten Einsatz für das IFS.
Ende 2016 betragen die planmässigen Arbeitspensen des IFS 260 Stellenprozente. Mit projektbezogenen Assistenzen und über Drittmittel finanziert konnten weitere ca. 120 Stellenprozente besetzt werden. Für die laufenden Aufträge der Fundmünzenbearbeitung in den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Jura, Luzern, St. Gallen, Uri und Zug sowie für die etlichen Zusatzaufträge und Kooperationen konnten wir auch im Berichtsjahr zum Teil auf externe Spezialisten zurückgreifen. Zudem ergänzten zwei junge, äusserst motivierte Kollegen im Rahmen einer «stage Piaget» das Team, Doron Favaro von November 2015 bis April 2016 und ab Oktober 2016 Ludovic Bender.
Für die gewohnt kompetent und sorgfältig besorgte Finanz- und Personaladministration danken wir dem SAGW-Team und insbesondere Frau Annemarie Hofer-Weyeneth herzlich. Die SAGW übernahm zudem äusserst kulant das Defizit 2015, das durch die Umzugskosten und die Drucklegung der Kelten-Publikation entstanden war.
Wissenschaftliche Tätigkeit
Neben vielen Anfragen aus dem In- und Ausland zu allen Gebieten der Münz- und Geldgeschichte sowie der archäologischen Numismatik, darunter von etlichen Studierenden, standen die internationalen Kontakte im Fokus. IFS-Mitarbeitende waren in Lehrveranstaltungen an den Universitäten Basel, Bern, Fribourg und Zürich einbezogen; Studierende der Universität Bern besuchten das IFS und gewannen einen Einblick in unsere Arbeit.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Betreuung der Nutzer unserer FileMaker-Applikation NINNO, der Ausbau der webbasierten Auswertungsfunktionen sowie beratende Gespräche mit mehreren Kantonsarchäologien zur Integration der Münzfunddaten in ihre kantonalen EDV-Inventare.
Tagungen und Vorträge
Mit der Mitorganisation des Workshops des European Coin Find Network (ECFN) in Caen (F) und der Teilnahme an zwei Workshops der skandinavisch-englischen Forschungsgruppe zu Geld und Kirche wurden die beiden grossen internationalen Kooperationsprojekte weitergeführt.
Die Mitarbeitenden stellten die verschiedenen IFS-Projekte und ihre eigene Forschung an weiteren Tagungen im In- und Ausland vor, u. a. an der Jahresversammlung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) in Luzern und der Jahrestagung der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) in Zürich, die von Anne-Françine Auberson und Ch. Weiss im Rahmen ihrer Vorstandstätigkeit mitorganisiert wurde. Weitere Vorträge und Posterpräsentationen des Teams fanden in Basel, Bern, Fribourg, Lugano, Winterthur, Caen (F), St. Peter im Schwarzwald (D), Oslo und Wien statt.
Forschungsprojekte
Die zum grossen Teil über Drittmittel finanzierten Projekte decken alle Epochen und die ganze Schweiz ab. Die beiden Projekte zu den Fundmünzen Baselland wurden fortgeführt; zusätzlich inventarisierte D. Favaro im Rahmen seines Praktikums den römischen Hort von Muttenz-Feldreben II. Die Bearbeitung der Münzfunde der Prospektionen 2012–2015 am Brünigpass OW wurde abgeschlossen. Im Berichtsjahr nahm M. Peter die Bearbeitung der Münzfunde aus dem Mithräum von Rapperswil-Jona, Kempraten auf.
Schatzfunde waren auch 2016 ein Forschungsschwerpunkt. Die Sichtung der römischen Horte von Orselina TI und Ueken AG wurde fortgesetzt; erste Ergebnisse zu Ueken flossen in eine Ausstellung im Vindonissa-Museum Brugg und in einen Bericht in den Schweizer Münzblättern ein. Y. Mühlemann setzte die Neubearbeitung der römischen Horte von Oberriet und Vättis SG fort. Zudem wurden die mittelalterlich-neuzeitlichen Horte aus dem Kanton Fribourg in der Sammlung des Musée d’art et d‘histoire Fribourg in einer Kooperation mit dem Service archéologique de l’Etat de Fribourg dokumentiert; 2017 sollen sie zur online-Publikation aufbereitet werden.
Publikationen
Im Januar bildete die gut besuchte Vernissage der Kelten-Publikation IFS 12 von Michael Nick in der Ausstellung «verloren – vergraben – geopfert: Keltisches Geld in der Schweiz» im Münzkabinett Winterthur einen würdigen Abschluss dieses mehrjährigen Forschungsprojektes und einen vielversprechenden Auftakt ins neue Jahr. Im September folgte in Porrentruy die Medienorientierung zu IFS 14, der Vorlage des mittelalterlichen Hortfundes von Porrentruy durch Lorenzo Fedel; der Band, eine Co-Edition mit der Société jurassienne d‘Emulation, wurde grosszügig durch die Loterie romande und die Fondation Loisir-Casino unterstützt. In den Bulletins IFS ITMS IRMS 22–23 sind die Zusammenstellung der Neufunde und Publikationen zu Münzfunden der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein der Jahre 2014–2015 vorgelegt; wie gewohnt wurden die Hefte durch die SNG den Schweizer Münzblättern beigelegt und damit im In- und Ausland weit gestreut, was wir sehr verdanken.
Des weiteren erschienen mehrere Artikel und Beiträge der IFS-Mitarbeitenden in Fachzeitschriften und archäologischen Publikationen des In- und Auslandes. Hervorzuheben sind die vergleichende Vorlage mehrerer Horte und Börsen des späten 13. Jahrhunderts durch Michael Matzke und die Publikation der Münzfunde der Kathedrale Saint-Nicolas in Fribourg durch A.-F. Auberson in der Schweizerischen Numismatischen Rundschau 2015, erschienen 2016. In einem Forschungsüberblick zu den Plomben und Marken in der Schweiz zeigte zudem Rahel C. Ackermann zusammen mit Benedikt Zäch, Winterthur, das Potential dieser Objektgruppen auf; die gezielte Nachfrage in den archäologischen Diensten führte bereits dazu, dass für das Bulletin IFS ITMS IRMS 23, 2016 so viele Plomben- und Marken-Funde gemeldet wurden wie nie zuvor. – Die vollständige Liste der Publikationen 2016 ist über unsere Homepage einsehbar.
Öffentlichkeitsarbeit
Der breiten Öffentlichkeit präsentierten wir uns am Römertag Vindonissa und am Römerfest in Augusta Raurica im Forschungszelt «pecunia non olet», das gemeinsam mit der Vindonissa-Professur der Universität Basel und Augusta Raurica erarbeitet wurde.
Die Sonderausstellung im Münzkabinett Winterthur «verloren – vergraben – geopfert: Keltisches Geld in der Schweiz» stiess auf grosses Interesse und dauerte bis April 2016. Lokal fokussierte Ergebnisse aus dem Keltenprojekt konnten zudem im Magazin der Römerstadt Augusta Raurica, im Jahresbericht der Archäologie Baselland, im Forschungszelt «pecunia non olet» und an der SAGW-Jahresversammlung 2016 breit kommuniziert werden.
Unsere mehrsprachige Homepage ist der wichtigste Auftritt gegen aussen und bietet Zugang zu Informationen und Materialien zur archäologischen Numismatik. Zentrale Bereiche sind die online als Datenbank aufbereiteten Fundmünzen und die aktualisierten Auswertungstools, die Nutzern unserer FileMaker-Applikation NINNO zur Verfügung stehen.
Rückblick und Ausblick
2016 war ein Jahr der Kontinuität und der Konsolidierung: Wir konnten einige Projekte abschliessen und nutzten die Möglichkeiten, die uns die neuen Räumlichkeiten bieten: Besprechungszimmer, Arbeitsplatz für Externe, Photostation. Die Hortfunde werden auch 2017 einen Schwerpunkt bilden. Des weiteren werden uns die Drucklegung zweier IFS-Bände, die Drittmittelprojekte und die verschiedenen nationalen und internationalen Kooperationen intensiv beschäftigen. Zudem soll im Rahmen der Umsetzung der Open Access- und Digital Humanities-Strategien der SAGW soll u. a. eine online-Publikation entwickelt werden. Und wir freuen uns auf viel Neues, Unvorhergesehenes!
Rahel C. Ackermann
Bern, Januar 2017
Der Schatzfund von Ueken AG
Im November 2015 meldete die Kantonsarchäologie Aargau die Entdeckung eines römischen Hortfundes in einer Kirschenplantage im Aargauer Fricktal, über 4’000 Antoniniane des Zeitraumes ca. 260–293. Das IFS konnte das Ensemble früh sichten und zusammen mit der Kantonsarchäologie ein Bearbeitungskonzept entwickeln.
Etwa ein Drittel der Münzen wurde im Frühsommer in vorgereinigtem Zustand vorbestimmt; dabei konnten wir auf die Unterstützung von u. a. Hugo Doppler und Pierre Zanchi, der Kantonsarchäologie Aargau sowie einiger Studierenden zählen. Erste Ergebnisse flossen in einen Vorbericht in den Schweizer Münzblättern und in eine Ausstellung im Römermuseum Vindonissa. Im Frühjahr 2017 werden wir die Sichtung der nächsten Tranche in Angriff nehmen.