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Rapport annuel IFS ITMS IRMS 2020
Das Jahr 2020 war für das Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS) ein Jahr der Wechsel: ein neuer Kommissionspräsident, Wechsel in der IFS-Kommission, Wechsel im Team und in den Verantwortlichkeiten – und immer alles anders als geplant, da ab März die Covid19-Pandemie unser Jahresprogramm mit nationalen und internationalen Tagungen, Forschungskooperationsprojekten sowie den vorgesehenen Arbeiten in Museen und Archiven gehörig durcheinanderwirbelte. Fertig organisierte Tagungen wurden abgesagt, verschoben oder in den virtuellen Raum verlegt, Arbeiten mit Originalmaterial mussten umorganisiert oder verschoben werden – nicht alles lässt sich im Home Office erledigen. Aber das meiste konnte dennoch mit wenigen Verzögerungen realisiert werden, auch wenn uns der persönliche Kontakt in die kantonalen Stellen und mit der internationalen Community gefehlt hat. Ein grosser Dank gilt den archäologischen Ämtern der Kantone Bern, Solothurn und Zug, die für ihre Fundmünzen-Leute den externen Datenzugriff im Home Office ermöglichten und die Aufgaben spontan umplanten, so dass alle drei – Fanny Puthod, Christian Schinzel und Stephen Doswald – durchgehend produktiv arbeiten konnten.
1. Wissenschaftliche Tätigkeit
Ein Grossteil der wissenschaftlichen Tätigkeit stand wiederum in direktem Zusammenhang mit den Publikationen und den Fundmünzenprojekten in den verschiedenen Kantonen (siehe unten Punkt 2). Daneben haben wir die Vorbereitungsarbeiten für die neue Datenbank intensiviert. Neben der Erarbeitung des neuen Datenmodells, dies mit Unterstützung durch Rita Gautschy, DaSCH, ging es um die Dokumentation unserer Arbeitsabläufe und – die grösste Arbeit – um die Analyse der Daten im IFS und bei unseren Partnern, die es zu bereinigen und in die neue Datenbank zusammenzuführen gilt. Während der Home Office-Perioden konnten diese Arbeiten wesentlich vorangetrieben werden, und wir profitierten ganz wesentlich von den IT-Fähigkeiten unserer beiden Hilfsassistierenden Jonas von Felten und Margareth Warburton.
Einige der geplanten und vom IFS bzw. vom IFS-Team mit vorbereiteten Tagungen und Kolloquien im In- und Ausland wurden abgesagt oder verschoben, die im Berichtsjahr vorgesehenen Referate entfielen. Die stete Umplanung brauchte viel Zeit. Im Gegenzug konnten wir an einigen Tagungen und Vorträgen im virtuellen Raum teilnehmen, die wir physisch nicht hätten besuchen können. Daniel Schmutz und Rahel C. Ackermann boten im Herbstsemester am Historischen Institut der Universität Bern gemeinsam eine Einführungsübung zur Münz- und Geldgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an. R. C. Ackermann stellte zudem das IFS in einer Lehrveranstaltung der Universität Zürich vor.
Der Neuenburg-Band, betreut durch Anne-Francine Auberson und F. Puthod, nimmt Form an: Fehlende Nachaufnahmen wurden beschafft, die Einleitungstexte sind zum Grossteil fertig, und die Publikationsvorbereitungsarbeiten sind angelaufen.
Zug IV nimmt Fahrt auf: S. Doswald hat für den Zeitraum 2020–2022 ein Zusatzmandat des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie Zug erhalten, um das Manuskript zu den Münzfunden ab 2012 zu erstellen. Ch. Schinzel hat sein Manuskript zu den römischen Horten im Kanton Solothurn vorangetrieben, und Hugo Doppler und Peter-Andrew Schwarz arbeiteten weiter am Band zum römischen Fricktal. All diese Projekte werden vom IFS eng begleitet.
Ende Jahr erschien das Bulletin IFS ITMS IRMS 27, 2020, mit dem Überblick über Neufunde und Literatur des Jahres 2019, inklusive Nachmeldungen der Vorjahre, mit über 550 Einträgen. Aus immer mehr Kantonen, in denen wir nicht direkt in die Münzfundbearbeitung involviert sind, erhalten wir detaillierte Angaben, können zu den gemeldeten Fundorten also mehr als die nackten Zahlen publizieren, auch wenn diese Informationen teils vorläufigen Charakter haben und die vollständige Vorlage zu einem späteren Zeitpunkt keineswegs ersetzen.2. Kooperationen und internationale Beziehungen
Das IFS engagiert sich in den nationalen und internationalen archäologisch-numismatischen Vernetzungsinitiativen und ist den Gremien der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG; A.-F Auberson) und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF; R. C. Ackermann) vertreten. Da viele Treffen, Sitzungen und Tagungen abgesagt oder verschoben wurden, waren die online-Sitzungen per ZOOM o. ä. umso wichtiger, um den Kontakt dennoch zu halten. Und der live-Besuch des Teams des Münzkabinetts Winterthur im IFS am 1. Oktober war eine willkommene Gelegenheit, die vielen Facetten unserer langjährigen Zusammenarbeit aufzuzeigen. Die Arbeiten in den Kantonsarchäologien waren teilweise erschwert. Dennoch haben wir viel erreicht. Die Photoarbeiten für den Hort von Ueken AG – 8'200 Bilder! – sind abgeschlossen, der Katalog und die Auswertung weit fortgeschritten. Die Baselbieter Neufunde konnten regelmässig dokumentiert und bearbeitet werden, und in den Publikationen der Archäologie Baselland sind drei Beiträge des IFS erschienen. Hervorzuheben ist zudem die Vorlage der keltischen und römischen Neufunde von Bern-Enge im Jahrbuch Archäologie Schweiz durch Michael Nick. Die langjährigen Kooperationen mit vielen Kantonen sowie mit den Universitäten Basel und Bern konnten fortgeführt werden. Das IFS als archäologisch-numismatisches Kompetenzzentrum wird vielfältig genutzt!
3. Administration
Markus Peter trat Ende 2019 nach über 21 Amtsjahren als IFS-Kommissionspräsident zurück; an der SAGW-Jahresversammlung im September 2020 wurde er für seine grossen Verdienste um die archäologische Numismatik in der Schweiz zum Ehrenmitglied der SAGW ernannt. Im Februar 2020 wurde Daniel Schmutz, Konservator des Münzkabinetts am Bernischen Historischen Museum und seit 2015 Mitglied der IFS-Kommission, vom SAGW-Vorstand zum neuen IFS-Kommissionspräsidenten gewählt. Per Ende 2019 bzw. per 1. April 2020 beendeten zudem Peter-Andrew Schwarz und Georg Matter ihre Mandate als IFS-Kommissionsmitglieder; wir danken den beiden sehr für ihren langjährigen hohen Einsatz fürs IFS. Wir freuen uns darauf, mit allen in anderer Form weiterhin zusammenzuarbeiten.
Im Februar 2020 wurde Julia Genechesi, Leiterin des Münzkabinetts im Musée d'archéologie et d'histoire Lausanne, durch den SAGW-Vorstand in die IFS-Kommission gewählt; seit November ist sie Vize-Präsidentin der IFS-Kommission.
Die Frühjahrssitzung der IFS-Kommission wurde auf dem Korrespondenzweg abgehalten, die Herbstsitzung per ZOOM; weiteres wurde per Zirkularbeschluss erledigt. D. Schmutz traf sich trotz der erschwerten Umstände regelmässig live oder online mit der Leiterin und dem IFS-Team; Ende Juni konnte zudem eine halbtägige Team-Retraite durchgeführt werden.
Im IFS-Team gab es einige Wechsel. Im Mai erlag Michael Matzke seiner schweren Krankheit; er hinterlässt eine Lücke, die sich nicht schliessen lässt. Die frei gewordene 40%-Stelle übernahm F. Puthod zusätzlich zu ihrem Mandat beim Archäologischen Dienst Bern. Per Ende Oktober hat André Barmasse das IFS verlassen; seit 2004 war er zuständig für die IT und insbesondere für unsere Homepage sowie die online-Datenbanken. Wir danken ihm für seinen Einsatz in all diesen Jahren und wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute.
Um die Lücken etwas aufzufangen, konnten wir erneut Lorenzo Fedel mit einem befristeten Teilzeitmandat betrauen; zudem wurden die Pensen von Monika von Grünigen, M. Nick sowie der beiden Hilfsassistenzen etwas erhöht. Am Jahresende betrugen die Arbeitspensen total 440 Stellenprozente, davon sind ca. 140 % im Rahmen von Forschungskooperationen finanziert. Für die laufenden Kooperationsprojekte in den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Baselland, Bern, Jura, Luzern, Obwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Schwyz, Tessin, Uri und Zug konnten wir wiederum auf Studierende und externe Spezialisten zurückgreifen; wir danken allen sehr für ihr Engagement. Im Berichtsjahr ist der Bücherverkauf etwas eingebrochen. Auch der Schriftentausch war etwas rückläufig. Das Bibliotheksverzeichnis hat M. von Grünigen auf Excel umgestellt; dies vereinfacht die Kontrolle und Korrektur der mittlerweile über 7'900 Einträge (!) wesentlich. Dass unsere Bibliothek – gemeinsam mit der numismatischen Bibliothek das Bernischen Historischen Museums – über unsere Homepage online konsultiert werden kann, ist uns weiterhin ein grosses Anliegen, da diese beiden Spezialbibliotheken sonst kaum von Dritten genutzt werden können.
Wir danken der SAGW und insbesondere Tom Hertig und Beat Immenhauser sehr für die stets wohlwollende Unterstützung und die in bewährt vortrefflicher Weise abgewickelte Personal- und Finanzadministration.
4. Ausblick
Im kommenden Jahr sollen einige der grossen Langzeitprojekte vorangetrieben und abgeschlossen werden. Zudem werden die vielfältigen Kooperationen mit den Kantonen fortgesetzt; wir sind dankbar, dass wir für all diese Arbeiten auch weiterhin auf ein gut eingespieltes erweitertes Team zurückgreifen können, das in den kantonalen Stellen gerne willkommen geheissen wird. Einige kleinere und auch grössere Manuskripte sind in Arbeit, die 2021 abzuschliessen sind. Und wir sind gespannt, was uns die Jahre 2020/2021 an Neufunden bringen – die ersten Meldungen und Anfragen im Dezember 2020 sind vielversprechend!
Wie weit und in welcher Form im kommenden Jahr die Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen und Führungen bereits wieder aufgenommen werden kann und ob die persönliche Teilnahme an nationalen und internationalen Tagungen und Workshops möglich sein wird, wird sich weisen. Wir wären bereit!
Aber unsere Hauptaufgabe im Jahr 2021 wird sein, die Umsetzungsarbeiten für unsere neue Datenbank starten zu lassen. Dafür werden wir noch viele Wochen lang unsere Daten und diejenigen unserer Partner analysieren, besprechen, bereinigen und zusammenführen. Ziel ist ein Werkzeug, das unsere Alltagsarbeit und diejenige unserer Partner unterstützt und die online-Publikation freigegebener Daten erleichtert.
Rahel C. Ackermann
Bern, Januar 2021