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Rapport annuel IFS ITMS IRMS 2022
Nach zwei Jahren mit eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten in unseren Partnerinstitutionen und stark reduzierten persönlichen internationalen Kontakten normalisierten sich im Berichtsjahr die Arbeiten im Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS) wieder. Allerdings liessen sich die Rückstände dieser zwei Jahre nicht alle aufholen. Höhepunkte des Jahres in Bezug auf Kontakte und Pflege unserer nationalen und internationalen Netzwerke waren der IFS-Stand am Fest zum 75-jährigen Jubiläum der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) sowie die Teilnahme des Teams am Internationalen Numismatischen Kongress (INC) in Warschau, Polen (siehe unten). Zudem feierten in diesem Jahr zwei unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter ihren 80. Geburtstag; wir ehrten Hugo W. Doppler und Pierre Zanchi im Rahmen von zwei Apéros in Brugg, organisiert gemeinsam mit der Kantonsarchäologie Aargau, bzw. in Lausanne, organisiert gemeinsam mit der Section numismatique des Musée cantonal d'archéologie et d'histoire Lausanne.
Neben den vielseitigen Forschungskooperationsprojekten standen wiederum die Arbeiten an den Publikationen und an der Datenbank im Zentrum. Die Arbeiten in den internationalen Netzwerken nehmen einen immer grösseren Raum ein, insbesondere im Rahmen von nomisma.org und von DARIAH-EU. Das Team und die wissenschaftliche Kommission sind unverändert.
Am 1.1.2022 feierte das IFS seinen 30. Geburtstag. Dass wir heute national und international als fester Bestandteil der Schweizer Archäologie wahrgenommen werden, verdanken wir dem hohen Einsatz der zahlreichen Mitarbeitenden und Kommissionsmitgliedern in all diesen Jahren.
1. Wissenschaftliche Tätigkeit
Der Grossteil der wissenschaftlichen Arbeiten erfolgte im Rahmen der Forschungskooperationen mit verschiedenen Kantonsarchäologien (siehe unten). Daneben standen weiterhin die Arbeiten für die Publikationen im Zentrum.
Im Herbst erschien der Band zu den römischen Hortfunden des Kantons Solothurn, der von Christian Schinzel und Michael Nick vorbereitet wurde. Er umfasst 17 Ensembles mit total 1'114 im Detail vorgelegten Münzen. Parallel zur gedruckten Publikation wurde der gesamte Katalog auch über unsere Homepage in den Münzen online veröffentlicht. Die Vernissage fand, verbunden mit einem öffentlichen Vortrag von Ch. Schinzel, im Haus der Museen Olten statt. Die Arbeiten an weiteren Bänden schritten voran, insbesondere zum Band Neuenburg sowie zum Hort Ueken AG und zum römischen Fricktal.
Das Bulletin IFS ITMS IRMS 29, 2022 erschien termingerecht im Dezember und wurde einmal mehr durch die Schweizerische Numismatische Gesellschaft (SNG) den Schweizer Münzblättern beigelegt. Darin sind zu rund 530 Fundstellen Informationen und teilweise umfangreiche Regesten vorgelegt. Einmal mehr zeigt sich der grosse Informationszuwachs in den Kantonen mit gut betreuter Prospektionstätigkeit durch Freiwillige.
Zum 80. Geburtstag von H. W. Doppler, der 2022 zum Ehrenmitglied der SNG ernannt wurde, organisierten wir ein Sonderheft der Schweizer Münzblätter mit fünf Artikeln und seiner Bibliographie; das Heft erschien im Dezember. Beiträge des Teams erschienen in kantonalen Publikationen, insbesondere in den Kantonen Aargau, Baselland und Bern. Hinzu kommen Beiträge unserer FundmünzenbearbeiterInnen in den Kantonen Bern, Freiburg, Solothurn und Zug.
Die Vorbereitungsarbeiten für die neue Datenbank und insbesondere die Datenbereinigung und Erarbeitung der neuen Normdaten forderten das Team intensiv. Der Evaluationsprozess für die neue Datenbank wurde abgeschlossen und der Vertrag zu deren Übernahme vorbereitet.
Unsere archäologisch-numismatische Fachbibliothek, die von Sonya Luyet und Fanny Puthod betreut wird, wuchs im Berichtsjahr um 160 Einheiten, wovon 120 Titel im Tausch oder als Geschenk eingingen. Der Bestand kann von Auswärtigen über unsere Homepage eingesehen und vor Ort konsultiert werden.
An Tagungen in der Schweiz und im Ausland (Trieste, Italien, und Warschau, Polen) stellten wir die vielfältigen Arbeiten des IFS vor. M. Nick beteiligte sich an einer Ringvorlesung zur keltischen Numismatik der Universität Tübingen; Rahel C. Ackermann betreute die Numismatik in einem Blockkurs der Universität Basel zu den CVMBAT-Prospektionsfunden (siehe unten). F. Puthod gab an der Universität Neuenburg eine Einführung in die praktische Arbeit mit römischen Münzen.
2. Kooperationen und internationale Beziehungen
Mit vielen Kantonsarchäologien und Münzkabinetten arbeiten wir eng zusammen. Die Kantone Bern, neu Freiburg, Solothurn und Zug werden über das IFS mit F. Puthod, Anne-Francine Auberson, Ch. Schinzel, Stephen Doswald und bei Bedarf durch das gesamte IFS-Team betreut. Daneben standen insbesondere der Kanton Baselland und der Kanton St. Gallen mit vielen spannenden Neufunden im Zentrum. Hervorgehoben sei der spätrömische Hort von Bubendorf BL, entdeckt 2020, mit 1'290 Münzen, deren Dokumentation vor der Reinigung durchgeführt wurde. Weitere Forschungskooperationsvereinbarungen bestehen mit den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Jura, Luzern und Uri. Mit anderen Kantonen arbeiten wir nach Bedarf zusammen. Im Berichtsjahr waren dies insbesondere die Kantone Graubünden (Prospektionsfunde des CVMBAT-Projekts im Crap Ses-Gebiet), Neuenburg (Neufunde), Schaffhausen (Neufunde) und Wallis (Neufunde St-Maurice).
Mitglieder des IFS-Teams sind im Vorstand der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (A.-F. Auberson) und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF; F. Puthod, R. C. Ackermann bis März 2022) vertreten und organisierten deren Tagungen in Frauenfeld und Lausanne mit; an beiden Veranstaltungen waren wir auch mit Referaten präsent. Zudem ist das IFS im Netzwerk Archäologie Schweiz und im Fachportal Altertumswissenschaften ch-antiquitas.ch vertreten. A.-F. Auberson und F. Puthod referierten an den Jahresversammlungen der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaften für Provinzialrömische Archäologie (ARS) sowie für Mittelalter- und Neuzeit-Archäologie (SAM).
Die internationalen Beziehungen konnten vor allem am Internationalen Numismatischen Kongress (INC) in Warschau gepflegt werden: Während dieser September-Woche trafen sich über 600 Numismatikerinnen und Numismatiker aus der ganzen Welt und aus allen Fachrichtungen. Zahlreiche alte Kontakte konnten erneuert und viele neue geknüpft werden, gemeinsame Projekte wurden besprochen, und für uns bot sich die Möglichkeit, unsere Arbeit im internationalen Vergleich zu bewerten und bewerten zu lassen. Das Team war mit einer Table Ronde, vier Referaten und zwei Postern vertreten.
Auf übergeordneter Ebene fanden die internationalen Kontakte hauptsächlich über die DARIAH-EU Workinggroup Digital Numismatics und insbesondere im Zusammenhang mit nomisma.org statt. Im Frühjahr konnte ein Treffen in Oxford, Grossbritannien, stattfinden, verbunden mit einer Tagung zum neuen online-Zugang des Celtic Coin Index. R. C. Ackermann nimmt regelmässig an den monatlichen online-Sitzungen teil. Insbesondere in der neu aufgestellten Arbeitsgruppe zu mittelalterlich-neuzeitlichen Normdaten und im Kontext von OSCAR, der online-Typologie zu Schweizer Münzen, waren wir aktiv. R. C. Ackermann nahm zudem am DARIAH-EU Annual Event in Athen, Griechenland, sowie am DARIAH-CH Study Day in Mendrisio teil, beide Male mit einem Poster.
3. Öffentlichkeitsarbeit
Unser Hauptorgan für die Öffentlichkeitsarbeit ist nach wie vor unsere von Jonas von Felten betreute Homepage. Neben Aktualitäten und dem Überblick über das numismatische Lehrangebot an Schweizer Universitäten liegt der Fokus auf den online-Ressourcen und insbesondere auf Münzen online. Neben dem in den IFS-Bänden publizierten Material und den Fundmünzen aus Augusta Raurica wird die Plattform auch von unseren Partnern verwendet, um Münzkataloge ihrer Publikationen online zu publizieren; zuletzt nutzten die Universität Bern und Augusta Raurica dieses Angebot.
Neben den bereits erwähnten Vorträgen vor Fachgremien konnte R. C. Ackermann das IFS und seine Arbeitsweise im Rahmen des Freiwilligen-Programms des Kantons Aargau vorstellen. F. Puthod hielt ein Referat an der öffentlichen Buchvernissage des Jahrbuchs des Archäologischen Dienstes Bern und war massgeblich an der Ausstellung «Archäologie aktuell» im Bernischen Historischen Museum zu numismatischen Neufunden auf der Berner Engehalbinsel beteiligt. Zudem fand in diesem Sommer wieder das Römerfest Augusta Raurica statt, an dem das IFS mit einem Stand vertreten war.
Das Fest zum 75-jährigen Jubiläum der SAGW bot dem IFS im September einen ganz besonderen Auftritt in der Stadt Bern: Lorenzo Fedel, S. Doswald und S. Luyet stellten das IFS einem Publikum vor, das wir über unsere üblichen Aktivitäten kaum erreichen, und pflegten auch den Kontakt innerhalb des SAGW-Netzwerks von Mitgliedsgesellschaften, Unternehmen und Kommissionen.
Etwas ganz Besonderes für uns war am Jahresende ein Gespräch zum Thema Geld, das Christina Graf und Heinz Nauer, SAGW, mit Daniel Schmutz und R. C. Ackermann führten und das in Auszügen als Interview im SAGW-Bulletin 3/2022 zum Thema Geld erschien.
4. Administration
Das IFS-Team ist unverändert. Wiederum konnten wir projektbezogen auf unser bewährtes Netzwerk von Freiwilligen, KollegInnen und Studierenden zurückgreifen; wir danken allen sehr, die uns in diesem Jahr unterstützt haben.
Die IFS-Kommission traf sich zweimal für die laufenden Geschäfte; dank der Infrastruktur im Haus der Akademien konnten diese Sitzungen weiterhin in hybrider Form durchgeführt werden. Weiteres wurde auf dem Korrespondenzweg erledigt. Der Kommissionspräsident D. Schmutz traf sich regelmässig mit der Leiterin und dem Team, um sich über die laufenden Arbeiten zu informieren.
Die Finanz- und Personaladministration wurde gewohnt effizient und sorgfältig durch Tom Hertig und Christine Kohler, SAGW, erledigt. Beat Immenhauser, unsere Kontaktperson in der SAGW, stand uns bei Bedarf zur Verfügung. Wir danken der SAGW sehr für die vielseitige Unterstützung.
5. Ausblick
2023 werden wir uns wieder intensiv mit unseren beiden Hauptaufgaben beschäftigen, den Publikationen und der Datenbank. Daneben sind uns neben den laufenden Arbeiten an Neufunden in verschiedenen Kantonen bereits zwei grössere Projekte bekannt: Der wissenschaftliche Katalog des Hortfunds von Bubendorf BL soll erstellt werden, inklusive Photodokumentation, und die Restaurierung des Hortes von Orselina TI, gefunden 2014, soll anlaufen, eng begleitet durch das IFS. Zudem wird die Jahresversammlung der SAF in Liestal stattfinden, was uns die Möglichkeit bietet, einen Überblick über unsere Arbeiten an den Baselbieter Fundmünzen während der letzten Jahre zu geben. Bereits angelaufen sind die Vorbereitungsarbeiten für die nächste Tagung des European Coin Find Networks (ECFN) in Sofia, Bulgarien, mit rund 120 Teilnehmenden, an dem die Kontakte vor allem auch Richtung Osteuropa und Balkan, die am Treffen 2021 in Viminacium, Serbien, geknüpft wurden, vertieft und erweitert werden sollen.
Neben bereits Planbarem wird uns das Jahr 2023 hoffentlich auch mit vielen spannenden Neufunden und interessanten Kontakten auf Trab halten!
Rahel C. Ackermann
Bern, Januar 2023